Tuesday, October 31, 2006

Glück im Unglück

Die ganzen letzten Tage in meinem Kiwi-Leben waren schon von Pech geprägt... täglich fielen mir zig Dinge aus der Hand oder sind kaputt gegangen, Sachen haben plötzlich nicht mehr funktioniert oder sind einfach völlig schief gelaufen. Dass die ganze Entwicklung irgendwann einen Höhepunkt erreichen muss hätte ich eigentlich ahnen müssen.


Dieser Höhepunkt fand dann sehr schmerzhaft letzten Samstag abend statt als Luciana, Kim, Jorge und ich bei mir im Livingspace Cinema einen gemütlichen DVD-Abend machen wollten. Alles war wunderbar vorbereitet, kurz vor der Verpuffung nach über einer Stunde in der "Alice in Videoland"-Videothek haben sich 4 verschiedene Geschmäcker auf einen Film geeinigt (wenig anspruchsvoller Road Movie). Gemeinsam sind wir zum Pak'nSave getingelt und haben groß für den Abend eingekauft, Tacos plus Füllung als Futter, Kuchen, Chips und anderer Krimskrams als Dessert.


Zurück im Livingspace-DVD-Room erster Stock haben Luciana und ich die Jungs mit der Bedienung des Beamers und der Soundanlage beauftragt und uns selbst zu den Küchenqueens erkoren. Luciana hat die salatige Füllung für die Tacos vorbereitet und ich hab -wie schon zigtausend Male davor- das Öl für das Rinderhack heiß werden lassen. Ich hab noch keine große Erfahrung mit den offenen Gasflammen in den Küchen hier und so war das Öl nach 3 Minuten wohl schon recht heiß als ich das Fleisch mit einem Bratwender in die Pfanne legen wollte.
Was dann passiert ist wird mir wohl mein Leben lang in schrecklicher Erinnerung bleiben... schneller als ich begreifen konnte was passiert rutschte das Fleisch unbeabsichtigt vom Wender und direkt aus 20cm Höhe in die Pfanne mit heißem Fett. Es hat alles gespritzt und ich hab im ersten Moment nur furchtbare Hitze auf meinen Händen gespürt und an die Ölflecken auf meiner Hose gedacht. Vor lauter Schock hab ich erstmal geschrien und alle Anwesenden um Hilfe gefragt, schon nach kurzer Zeit hatte ich schreckliche Schmerzen in meinem kleinen Finger. Also ab unters kalte Wasser damit, davon wurde der Schmerz aber nur noch schlimmer. Als ich dann gesehen habe wie sich ein großer Teil weißer Haut von meinem Finger gelöst hat wurde mir erstmal richtig schlecht und schwarz vor Augen.
Alle Anwesenden (Kim, Lu, Jorge, guy aus New York, girl aus Russland) haben sich um mich gekümmert aber der Schmerz war einfach zu stark und mein Körper hat verrückt gespielt. Also hat Jorge in meiner Not unsren lieben Kiwi-Freund Michael angerufen und um (fahrbare) Hilfe gebeten.


Kurz und knapp:
Michael hat mich Samstag nacht um 9 in die "After Hours" Emergency Clinic gefahren und dort hat man mir dann recht schnell geholfen, nachdem ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Mir musste ein Großteil meiner Haut am kleinen Finger entfernt werden und alles wurde wattiert und verbunden. Die Verbrennung ist zwar nur oberflächlich aber dafür recht tief und äußerst schmerzhaft. Außerdem hab ich überall auf den Händen bis zur Armbeuge dunkelrote Flecken von den Spritzern.
Der kleine Finger muss jetzt jeden 2ten Tag neu verbunden und begutachtet werden damit sich nichts entzündet bis sich neue Haut bildet. Ich darf Schmerztabletten schlucken die aber nur bedingt helfen und meinen ganzen Arm in einer Schlinge tragen damit das Blut nach unten läuft und ich meine Hand nicht zu sehr beanspruche. Es mag alles lächerlich klingen und sieht auch nur wenig spektakulär aus (zumindest mit Verband, ohne ist das rohe Fleisch zu sehen). Aber der Schmerz ist grausam. Und nachdem ich den Verband jetzt einige Wochen tragen muss erschwert mir das alles auch noch meinen Alltag. Es kann ganz schön schwer sein in eine Jacke zu schlupfen wenn jede kleinste Berührung sticht und der kleine Finger doppelt so dick wie der Daumen verpackt ist :P


Ein passender Unfall zu Halloween! Ich kann nur froh sein dass alles so glimpflich verlaufen ist und die Pfanne weit genug von meinem Gesicht weg war. Ich bin und bleibe eben einfach ein Trampel... :(




Tuesday, October 17, 2006

David Trubridge

Ein Name den man sich merken sollte, zumindest heißt so der international wohl bekannteste Furniture Designer aus Neuseeland. Mit seinen Werken aus Holz hat er schon einige Preise gewonnen und es ist sehr beeindruckend seine einzigartigen Möbelstücke live zu sehen. Ich konnte ja Innendesign und Möbeln in Deutschland nicht wirklich viel abgewinnen aber nun hab ich wohl irgendwie Blut geleckt und plane in Gedanken schon unsere ganze Wohnung in Nürnberg um ;)


David Trubridge entwirft wundervolle Möbelstücke aus Holz wie Stühle und Liegen, sehr ergonomisch und modern geformt und absolut minimalistisch. Gerade dieser Stil macht seine Möbel aber so interessant und vielseitig verwendbar, ich bin sehr fasziniert von den geschwungenen Linien und der ganzheitlichen Optik.




Wofür er aber wohl am bekanntesten ist sind seine "Coral Lamps", so genannt weil ihre Holzstruktur einer Koralle nachempfunden ist und wunderbare Schatten an die Umgebung wirft wenn man eine einfache Glühbirne im Inneren anbringt. Ich bin schwer am Überlegen eine dieser tollen Lampen zu meinem größten Souvenir aus NZ zu machen... aber da muss ich wohl zuerst noch ein bisschen sparen, Kunstgegenstände haben ja bekanntlich leider ihren Preis. :(



Und für alle Interessierten: davidtrubridge.com

Monday, October 16, 2006

Shopping & Sightseeing

Nachdem mein Arbeitsalltag mit der Zeit richtig stressig und nervenaufreibend wird bin ich um jede ruhige Minute die ich nach Feierabend oder am Wochenende alleine mit mir und meinen Gedanken verbringen kann sehr froh. Gerade nun bin ich sehr selig in einem eigenen Appartment zu wohnen in dem ich die Türe schließen und einfach nur ein paar Stunden für mich sein kann. Ich habe jeden Tag nach Feierabend genug zu erledigen und bin dann um 21 Uhr glücklich gammelig vor dem Fernseher zu liegen und mich über das maue Programm zu ärgern ;)


So stand also schon seit 2 Wochen fest dass dieses Wochenende ein Entspannungs- und Erholungswochenende wird. Keine stressigen Reisen, keine stressigen Verpflichtungen, keine stressigen Nächte. So hab ich also mal ein Wochenende mit gemütlichem Frühstück (eher Brunch) im Sonnenschein, Shopping durch sämtliche Geschäfte der City Cashel Mall, Billiard spielen und Sightseeing betreiben verbracht. Es war einfach wunderbar. Auch wenn ich mich noch immer nicht wirklich erholt fühle was wohl an der derzeit sehr hohen Pollenbelastung hier in Chch durch den steten Wind liegt.
Beim Shoppen habe ich mir u.a. sehr lustige Havaianas FlipFlops gegönnt, die trägt hier (trotz manchmal noch sehr kühlen Temperaturen!) fast jeder. Die Mädels hier scheinen aber eh kein Gefühl für Kälte oder Wärme zu haben, laufen Samstag nacht schon scharenweise mit Miniröcken oder Shorts und Stilettos (natürlich ohne Strumpfhose) herum. Brrr!


Der anschließende Sightseeing-Sonntag-Nachmittag mit Luciana am Arts Centre und der Art Gallery war ebenfalls überragend. Wir haben es uns kulinarisch wieder richtig gut gehen lassen, bieten am Künstlermarkt des Arts Centre doch mehr als ein dutzend Stände verschiedene Köstlichkeiten aus internationalen Ländern an! Ich habe mich für Langos aus Ungarn entschieden, ein (bekannter) Geschmack den ich sehr genossen habe. Luciana hat sich für Langos mit einem Haufen Gemüse darauf + Sauerrahm + Süß-Sauer-Sauce entschieden, hat ebenfalls sehr gut geschmeckt und wir waren erstmal pappvoll danach. Haben uns alle süßen Stände genau angeschaut und beide eine Maori Kette mit einem geschnitzten Knochen als Anhänger gekauft. Sehr beeindruckt waren wir von dem "Fudge Cottage", wir konnten uns an all der Schokolade gar nicht satt sehen (und probieren!)! Wir sind einfach beide zwei große Schleckermäuler und kommen an zuckerhaltigen Nahrungsmitteln nicht vorbei... ;)


Nach einem Marmeladen-Pfannkuchen als Dessert haben wir uns die Art Gallery von innen angeschaut. Ein sehr imposantes Gebäude aus Glas (das modernste in Christchurch) mit einem Haufen interessanter, kostenloser Ausstellungen im Inneren. Vor allem die "Scape 2006" Ausstellung internationaler Künstler hat uns gut gefallen, ein Haufen multimedialer Installationen.
Nächstes Wochenende ist Labour Weekend da Montag Feiertag (Labour Day) ist, da wird dann wieder groß getravelt! :D

Friday, October 13, 2006

Von Monaten, Hummer & Rosen.

Fast unglaublich aber wahr:
heute lebe ich schon seit ganzen 2 Monaten im Land der essbaren und/oder flugunfähigen Kiwis. Donnerstag vor 8 Wochen ist mein dritter Flieger in Christchurch gelandet und ich war so froh mein Abenteuer nach all der Planungszeit endlich beginnen zu können. Zu dem Zeitpunkt und in den ersten Tagen ging es mir nicht wirklich gut... den fehlenden Alltag aus Deutschland bekam ich schmerzhaft zu spüren, die Sehnsucht nach Normalität und gewohnter Umgebung war damals sehr groß. Aber alles geht bergauf und ich wusste ja dass die erste Zeit die größte Herausforderung darstellt.


Nun hab ich schon 6 Wochen in der Gastfamilie hinter mir, 4 Wochen im Praktikum bei Avenues und 2 Wochen in meinem eigenen kleinen Appartment in der Innenstadt. Ich habe viele Freunde aus vielen verschiedenen Ländern der Welt gefunden und verbringe immer viel Zeit mit ihnen... auf unseren bisherigen Trips in und um Christchurch haben wir schon so einige Abenteuer erlebt und ich bin um mindestens 1000 Fotos reicher.  Das alles kann aber noch getoppt werden, schließlich liegen noch weitere 4 Monate vor mir :)
Es gibt sehr gute als auch sehr schlechte Zeiten... wie immer im Leben versuche ich aber meinen Blick nach vorne zu richten und mich nicht zu sehr in Heimweh- und Sehnsuchtsgefühle zu vertiefen.


Eine relativ gute Ablenkung bietet mir da gottseidank mein Job bei dem ich von Tag zu Tag mehr gefordert werde und mittlerweile schon komplett als zweite Grafik-Designerin ins Team miteingebunden bin. Als solche werde ich vorgestellt und als solche bekomme ich auch die meisten Aufgaben im Gestaltungsbereich. Die Aufträge für z.B. Werbeanzeigen werden schön sorgfältig nach geschlechts-bezogenen Themen auf Michael (den eigentlichen Grafik-Designer) und mich verteilt. So landen bei mir eher die Beauty, Fashion und Spa Geschichten und Michael kümmert sich um Haus, Technik und den ganzen Rest.
Das Tollste an diesem Job ist aber immer noch dass man einfach nie weiß was einen erwartet...
Vorgestern wurde ich spontan mit auf einen Photoshoot auf dem Riccarton Race Course (Pferderennbahn) genommen und durfte live miterleben wie Models vor einem Oldtimer posieren und Hummer fein zurecht drapiert werden müssen. Alle Shots sind für das Cup-Week-Feature der nächsten Ausgabe; jedes Jahr im November findet in Christchurch ein 7-tägiges Pferderennspektakel statt an dem sich vornehmlich die High Society trifft. Zu diesem Anlass stellen auch immer 3 Spitzenköche der Stadt ihr ausgefallenes Menü vor um tolle Bilder knipsen zu lassen. So lagen in den Kofferräumen der 3 neuesten Mercedes-Modelle also Hummer, Sushi, Peking-Ente, Toblerone-Cheese-Cake und andere Leckereien aus und nach dem 20-minütigen Shot hieß es "Ran ans Buffet!" :D
Mit einem Glas Champagner in der einen und einem Teller mit gemischtem Allerlei darauf in der anderen Hand stand ich da und habe es einfach nur genossen. So lässt sich ein unbezahltes Praktikum doch gut ertragen :D


Und zum Schluss noch die wohl schönste Überraschung seit langem hier in Neuseeland:
heute nachmittag auf der Arbeit kam urplötzlich Inga ins Zimmer reingestürmt und meinte "Roses for Tanja! Beautiful red roses for our Tanja!" Ich dachte im ersten Moment dass mich die Kollegen auf den Arm nehmen wollen weil letzte Woche schon einmal Osterglocken von Mr./Mrs. Unbekannt vor der Tür standen... Aber es war wirklich ein riesiger Strauß mit 12 roten Rosen für MICH von meinem Schatz aus Deutschland! <3
Stolz hab ich sie im ganzen Office präsentiert und in mein wohliges Zuhause getragen. Dort stehen sie nun in einer improvisierten Vase aus einer aufgebrauchten Nescafé-Dose auf meinem Schreibtisch und strahlen mich hoffentlich eine lange Zeit an.




Thursday, October 05, 2006

Arbeit and so on...

Heute war ich nachmittags mit meinem netten Arbeitskollegen Michael Latte trinken und Florentiner essen im "Kaffeehaus" ums Eck. Gestern erst entdeckt und heute schon ins Herzal geschlossen :) Es gibt einige deutsche und österreichische Spezialitäten aber vor allem deutsches Bier und Nürnberger Bratwürste!


Als ich gestern mit einem Schweizer auf der Suche nach einem netten Pub war hab ich zufällig in einem der irischen Pubs (!) eine Art Bayern-Party (!!) entdeckt. Privatveranstaltung. Meine Güte, alles war wie das Oktoberfest geschmückt und die Band hat englische Schunkelmusik gespielt. Ich hab gedacht ich spinne und bin auf dem Absatz wieder umgedreht. Brrrr. Da sind mir die Nürnberger Bratwürstel doch lieber, die kann ich wenigstens alleine genießen und ohne Pseudo-Bayern-Gedudel.


Meine Arbeit läuft so vor sich hin... ich hab an allen Aufgaben Spaß und wirke im Team gut mit. Mir werden mittlerweile auch schon "reale" Werbeanzeigenaufträge übertragen und meine Meinung zu bestehenden Artikeln oder Anzeigen wird immer öfter eingeholt. Momentan könnte ich mir vorstellen genau an diesem Arbeitsplatz wirklich einmal zu arbeiten... der Arbeitsalltag ist einfach so unglaublich abwechslungsreich, man weiß sowohl als Designer als auch als Sales Manager oder Advertising Director am Beginn eines Tages nie was einen erwartet. Welche Aufträge hereingeschneit kommen. Eben genau eine Arbeitsphilosophie die ich mir immer gewünscht habe. Und dazu noch in einem schnuckeligen kleinen Unternehmen in dem alles freundschaftlich und locker zugeht. Daran könnte ich mich wirklich gewöhnen.
Heute hab ich jedenfalls eine Furniture Werbeanzeige (quarter page) überarbeitet und über eine Idee für eine Weihnachts-Werbeanzeige (full page) nachgedacht. Schließlich steht Weihnachten bald vor der Tür!


Nach der Arbeit wollte ich anlässlich meines ersten freien Abends seit langem gemütlich in der South City Mall gleich ums Eck bummeln gehen... eigentlich haben Donnerstag abend alle Malls länger als 17 Uhr offen. Tja, Pustekuchen. Da stand ich dann um 17:45 mit meiner Vorfreude in der Mall und hab das Schild mit den Öffnungszeiten gelesen. Donnerstag: 8 - 18 Uhr. Fein.
Also eben ein Alternativplan. Warehouse und der New-World-Supermarkt haben beide bis 20 Uhr offen also hab ich eben darin meinen Shoppingspaß gehabt :D Ich hab die vorerst letzten Einrichtungssachen für meine kleine Wohnung gekauft (Schüssel, Messbecher, Badzubehör) und nochmal eine ganze Ladung Lebensmittel (Eis, Oliven, Bagels, Maple Syrup) für meine halbvolle Küche eingepackt. Nun fühl ich mich pudelwohl wenn ich nach Hause komme denn ich weiß es es ist immer was Essbares vorhanden.
Überhaupt hab ich mich nach den ersten 3 Tagen gut in meinem neuen Zuhause eingelebt und schätze nun vor allem die extrem zentrale Lage sehr. Alles befindet sich einfach gleich ums Eck und der Heimweg von der beliebtesten Disco hier beträgt gerade mal 2 Minuten und 2 Ecken :)



Tuesday, October 03, 2006

Ein-/ Umgewöhnung

Nach den ersten zwei Tagen hier im Livingspace muss ich gestehen dass ich relativ unzufrieden bin. Zwar ist im Grunde doch alles so wie ich es mir von Deutschland aus vorgestellt habe aber es sind immer wieder Kleinigkeiten die mich angesichts des horrenden Mietpreises pro Woche für mein Zimmerchen verärgern.
Ohne meine Zustimmung hat man mich z.B. vom dritten in den zweiten Stock ver"schoben", ein Zimmer im dritten Stock wurde mir zugesichert. In der ersten Nacht hab ich furchtbar gefroren weil die Heizung einfach nicht angehen wollte. Wie ich am nächsten Morgen an der Rezeption erfahren habe ist die zentral wegen der Sommerzeit ausgestellt... WTF!? Da zahlt man an die 150€ pro Woche und kann dann die Heizung nicht benutzen wann MAN will? Unglaublich. Am nächsten Tag hab ich von Inga, einer sehr lieben Arbeitskollegin, einen Heizlüfter bekommen und nun geht sogar auch die Heizung. Ich war sicher nicht die einzige Beschwerde diesbezüglich...
Für jeden Pups muss man dann noch zusätzlich blechen: Waschmaschine, Trockner, 2tes Paar Handtücher, 2ter Bettbezug, Internet, Telefon. Ein bisschen kostenlosen Service hätte man sich dann doch gewünscht. Vielleicht gerade bei Long Term Inhabitants, naja.


           



Mein Mini-Appartement war dann auch überraschend spartanisch eingerichtet:
genau 2 Teller, 2 Gabeln, 2 Messer, etc. Keine einzige Schüssel, kein einziges Fleisch- oder Gemüsemesser. Von Kochlöffeln oder sonstigen Küchengeräten ganz zu schweigen. In der Gemeinschaftsküche gibt es dann zwar zig Pfannen, Töpfe und Bleche aber keine weiteren Teller, Schneidebretter oder zumindest Salatschüsseln!
Für den von uns erst kürzlich geplanten, wöchentlich stattfindenden "International Dinner Day" (wir treffen uns hier und jede Woche wird gemeinsam ein Nationalgericht gekocht) musste ich also erstmal Plastikgeschirr kaufen... Und um überhaupt minimal am Abend kochen zu können hab ich mir ein Basis-Kücheninventar im 2-$-Shop zugelegt :D Die Sachen kann ich ja eh nicht nach Deutschland mitnehmen somit ist mir für die 5 Monate egal ob das Fleischmesser von Zwilling oder von Chaixhou aus China ist.


Gewürze oder Basis-Koch-/Backzutaten wie Salz, Pfeffer oder Mehl sind hier auch Fehlanzeige. Alles muss man sich scheinbar von Grund auf selbst zulegen... das ganze System hier verstehe ich noch nicht so ganz aber es verärgert mich schon sehr.
So hab ich also vorgestern und heute meinen leeren Trekkingrucksack gepackt und bin zum nächsten Supermarkt losmarschiert. Gang für Gang hab ich die ganzen interessanten Lebensmittel betrachtet und mich mit dem Allernötigsten an Futter und Putzmitteln eingedeckt... am Ende hatte ich einen randvollen Rucksack und in jeder Hand jeweils 2 bis oben hin gefüllte Plastiktüten zum schleppen. In einer Außentasche meines Rucksacks die Milch, in der anderen das Spülmittel. Muss sicher ulkig ausgesehen haben, v.a. heute im strömenden Regen. Lol. Es war auf dem Heimweg manchmal wirklich schwer nicht vom Gewicht des Rucksacks nach hinten gezogen zu werden :)




Aber der Kühlschrank ist jetzt zumindest mit frischen und konservierten Lebensmitteln gefüllt sodass ich die erste Woche kulinarisch wenig anspruchsvoll überstehen sollte. In Zukunft werde ich dann wohl doch eher mittags mit den Arbeitskollegen warm essen gehen (Indisch gibt's hier schon ab 3€!) und abends auf Brot mit Aufstrich zurückgreifen. Oder mich in eine der unzähligen Bars oder mein geliebtes "Honeypot Cafe" setzen die hier gleich ums Eck sind. Das ist nun wirklich ein großer Vorteil gegenüber dem Leben in der Gastfamilie, ich lebe im absoluten Zentrum von Christchurch! Zur Arbeit laufe ich gerade mal 10 Minuten zu Fuß, vorbei an leckeren Bäckereien und Coffee-to-Go-Shops. Überall diese Verlockungen! Und die bekanntesten Bars und Diskotheken sind 2 Blocks, also 5 Minuten zu Fuß, entfernt.
Die Dusche ist eine definitive Fehlkonstruktion! Sie ist in den Boden eingelassen und kann nicht verschlossen werden, nur eine Glasscheibe die ca. 1/2 des Dusch"eingangs" verdeckt hält das Wasser zumindest von der Kloschüssel ab. Duschen wird damit zum feucht-fröhlichen Erlebnis, noch hab ich keine Möglichkeit gefunden das Bad ohne Boden-Überschwemmung zu verlassen :(


Alternativ hab ich nun gestern noch von Inga, der superlieben Arbeitskollegin, das Angebot bekommen als Flatmate in ihrem Haus miteinzuziehen. Alles zusammengerechnet komm ich da wöchentlich auf einen deutlich geringeren Betrag als hier und könnte von ihr mit dem Auto zur Arbeit hin- und wieder zurückgenommen werden. Es gibt auch noch etliche andere Vorteile sodass die Möglichkeit eines erneuten Umzugs nicht ganz unwahrscheinlich erscheint. Ich werde jetzt aber erstmal 2 Wochen hier verleben und schauen ob man irgendwie Leute kennenlernen kann (ich bin hier bisher erst 3 Leuten begegnet) und ich mich mit meiner Seele wohlfühlen kann. Falls nicht werde ich dankbar auf Ingas Angebot zurückgreifen und meine sieben Sachen (sind wohl mittlerweile eher 2903) eben nochmal packen!


Jetzt mach ich mir aber erstmal mal meine "Special Offer Cheese Macaroni" in der Mikrowelle warm und genieße dazu eine neue Folge Navy CIS auf TV Three.


Monday, October 02, 2006

Time to say goodbye...

Was? Jetzt schon? Es sind doch erst 6 Wochen vorbei, hält es Tanja am anderen Ende der Welt etwa schon nicht mehr aus...?



DOCH!
Ich bleibe immer noch bis Anfang Februar in Mittelerde um jeden kleinen Fleck dieser 2 Inseln zu erkunden. Aber meine Zeit in der Gastfamilie ist heute, am 1.Oktober, abgelaufen und nun fängt das Leben auf eigenen zwei Beinen in Chch für mich an. Die letzten 6 Wochen mit Ruth und Allan waren einfach traumhaft, eine bessere Gastfamilie für meine erste Eingewöhnungszeit so weit weg von zu Hause hätte ich nicht erwischen können. Ich wurde warm, herzhaft und stets zuvorkommend behandelt, habe mich am Ende selbst wie in einem "zweiten Zuhause" gefühlt. Das Essen hätte besser und schmackhafter nicht sein können, ich habe sicher schon einen Großteil der neuseeländischen Cuisine in diesen 6 Wochen kennengelernt. Und jeder kulinarische Wunsch (Quiche, Scones) wurde mir von den Lippen abgelesen. Ein Schlemmer-Paradies!


Diese schöne und unbeschwerte Zeit ist nun vorbei, in Zukunft werde ich mich abends nach der Arbeit und morgens nach dem Aufstehen selbst um Nahrung zwischen den Zähnen kümmern müssen... aber ich habe mich die letzten Tage schon sehr nach Freiheit und Unabhängigkeit gesehnt. Man fühlt sich eben doch immer irgendwie "gezwungen" rechtzeitig zum Essen zu erscheinen oder nicht gleich nach dem Essen wieder zu verschwinden. Ich habe ab nun -so glaube ich- endlich mal Zeit für mich um einfach nur Fernseh zu schauen oder hoffentlich mal ein Buch weiterzulesen. Denn bei all dem Reisen der letzten Wochen habe ich eines gemerkt: mir fehlt die Entspannung zwischendurch. Das Nichtstun, das daheim sitzen, das DVD schauen, das völlige Abschalten der Gedanken. Jede Minute war ich mit irgendwas beschäftigt oder hab über das nächste Reiseziel nachgedacht. In Zukunft werde ich mir mehr "Gammeltage" gönnen schließlich bin ich lang genug hier um gemächlich alle Ziele abzuhaken.


Letztes Wochenende hatten wir einen Alptraum im Dschungel hinter uns... das ist eine große Geschichte für sich. Wir waren im Regenwald der Westküste von jeder Zivilisation abgeschnitten festgesessen und mussten Stunden in der Kälte auf Hilfe wartend ausharren.
Kommendes Wochenende ist nur ein kurzer 1-Tages-Trip nach Akaroa geplant, wahrscheinlich werde ich zum ersten Mal den Chauffeur spielen für unser Mietauto! Nach 6 Wochen fühle ich mich nun -theoretisch- ziemlich sicher was den Linksverkehr betrifft. Nur die Vorfahrtsregeln sind mir noch nicht so ganz klar.


Doch zurück zum heutigen Thema, die spannenden Erlebnisse der letzten Wochen folgen im Laufe dieser Woche.


Ich wohne nun also im zweiten Stock, dem "Passion"-Stockwerk, vom Livingspacehaus. In meinem Zimmer befindet sich ein Doppelbett, ein Fernseher, Telefon, Internetzugang, Schreibtisch, Stuhl, Küchennische (Wasserkocher, Mikrowelle, Toaster, Geschirr und Besteck), plus eigenes Bad mit Toilette und Dusche. Zu den Gemeinschaftsräumen auf meiner Etage (es gibt auf jeder der 4 Etagen in etwa dieselben Räume) zählen ein PC-Raum, eine Küche, eine Waschküche, ein "Kino" (Raum mit stylischen Sofas und Beamer), ein Billiardraum und ein kleiner Atriumhof für die Raucher. Leider ist das Zimmer mit ziemlich wenig ausgestattet was v.a. die Küche betrifft... 2 Messer, 2 Teller, 2 Gläser, etc. Keinerlei Schüsseln oder Grund-Gewürze. Grmpf. So bin ich heut also gleich nach meinem Einzug, bei dem mir Luciana und Jorge geholfen haben, mit meinem großen Trekkingrucksack in Richtung Supermarkt (natürlich Pak'n Save!) marschiert. Auf dem Weg hab ich einen $2-Shop entdeckt und etliches Küchen- und Haushaltszeug gekauft. Für die 5 Monate tut's ja Gruschtelzeug, hauptsache ich besitze ein paar Schüsseln, Kochlöffel und Dosen. Herrje.
Im Supermarkt hab ich mich dann mit einer Basis-Ausrüstung für die ersten Frühstücke und Abendessen ausgestattet, schließlich hatte ich nur noch meinen halben Trekking-Daypack und meine beiden Hände zur Verfügung. Gottseidank kann ich zwischen Supermarkt und Livingspace mit dem kostenlosen Shuttle-Bus hin- und herpendeln, so verkürzt sich der Fußweg schonmal drastisch.


Morgen muss ich gleich nochmal einkaufen gehen und Putzmittel etc. kaufen. So eine Grundausstattung kann ganz schön Geld und Nerven kosten... Spaß ist auf jeden Fall was anderes. Aber zum Glück besitze ich tolle Freunde die mir selbst die nervigsten Dinge des Alltags mit ihrer Anwesenheit versüßen und zum Erlebnis machen :)


Momenten fühle ich mich noch recht fremd und unwohl in meinen neuen vier Wänden... es ist ja auch das erste Mal seit langer Zeit kein Mensch um mich herum. Von Deutschland bin ich das gemeinsame Wohnen gewöhnt und hier bis dato auch. Nun wird sich zeigen ob ich auch alleine zurecht kommen kann, ich nehme die Herausforderung auf jeden Fall an und warte mal die erste Woche ab.
Nun muss ich die Klappe aber schließen und dem Sandmann die Türe öffnen, schließlich beginnt morgen meine dritte Praktikumswoche. Distribution der Avenues-Magazine mit Inga! Hurra!