Sunday, February 11, 2007

Over the ocean - Sydney

Christchurch - Sydney.
Schon nach 2:40h hat man die tasmanische See übersprungen und befindet sich auf australischem Land. Einem Land das sage und schreibe 21x größer ist als Deutschland und dessen Weltstadt Sydney genausoviele Einwohner zählt wie ganz Neuseeland (nämlich 4 Mio.)! Somit ist es wohl auch nicht verwunderlich dass ich mich nach 6 Monaten Leben in der "Provinzstadt" Christchurch mit dieser riesigen Stadt total überfordert fühle.


Überall sind hier nur Menschen, Menschen und noch mehr Menschen. Alles wuselt durcheinander, es ist schwer irgendwo einen ruhigen Platz zu finden. Gestern, an unsrem ersten Sightseeing Tag, war irgendwie alles zuviel für mich und meinen Körper. Die Menschenmassen, die Hitze, der Geräuschpegel - ich wünschte mich einfach wieder zurück ins nahe Neuseeland zu den Schafmassen. Wir nahmen natürlich auch gleich das Opera House in Angriff wo uns noch mehr Japaner und Koreaner erwarteten. Die ganzen wahnsinnigen Knipser machten mich selbst nur wahnsinnig - auch wenn der Blick auf das Opera House und die Harbour Bridge gigantisch war! Ich aber war nach all dem Abschiedsstress "zuhause" und dem ganzen Emotionschaos einfach noch nicht bereit für die vielen neuen Eindrücke und fühlte mich verloren und matt. Ein Großstadtkoller wohl irgendwie.


Heute am zweiten Tag kann ich das Großstadtflair schon mehr genießen und mich an dem bunten Menschentreiben etwas erfreuen. Es macht genauer gesagt sogar unheimlich Spaß die einem entgegenkommenden Leute zu betrachten, sind hier doch beide Geschlechter so unheimlich attraktiv und topgestylt! Der Großteil der männlichen Fraktion spaziert in aalglatten Anzügen durch die Inner City während 80% der Frauen gekonnt in ihren Stilettos vorbeitrippeln.Ganz anders als 3000km südöstlich in Neuseeland wo der Modetrend von Glassons (einer Art Mini H&M) und verschiedenen Surfläden bestimmt wird. Gähn. Dementsprechend toll ist hier natürlich auch das Shoppingangebot - klasse Läden soweit das Auge reicht und in jeder Preislage. Ein Paradies! Die total überlaufene Fußgängerzone lässt meinen Puls zwar binnen Sekunden wieder hochschnellen aber Shopping in einer Weltstadt hat halt auch seinen Preis, nech?


Heute haben wir uns bei quälendem Sonnenschein und gefühlten 35°C durch Sydney's ältestes Stadtviertel gekämpft - The Rocks. Sehr faszinierend wie die Gassen mit den alten Sandsteinhäuschen nahtlos in die Wolkenkratzer am Circular Quay übergehen! Ich hab mich ja fast wieder ein bisschen (Neuseeland-) heimelich gefühlt zwischen den schnuckeligen Häuschen aber irgendwann ging es dann auch wieder zurück in die Straßenschluchten und über Umwege zurück ins Hotel.


Jaja, das liebe Vibe Hotel in der Goulburn Street.
Verdient seines exzellenten Services wegen doch glatt mal einen eigenen Absatz.
Wie schön ist es doch wenn man als (verwöhnter deutscher) Gast sein Geld in ein Zimmer investiert das eigentlich schon längst hätte "ausgemustert" werden. Jeden Tag erwartet uns eine neue Überraschung, wir sind schon ganz gespannt was wohl morgen wieder kaputt geht. Am ersten Tag war eines der 3 Fenster dran, das ich beim ersten Öffnen halb in der Hand hatte (wir wohnen ja nur im 5ten Stock...) und das sich seitdem nicht mehr schließen lässt. 2x haben wir die nette Empfangsdame darauf hingewiesen dass unser Fenster schief hängt. Man hat es daraufhin wohl einmal angefasst (was an dem eingeklemmten Vorhang zu erkennen war), das war's dann auch.
Danach war der Wasserkocher dran. Gestern abend wollten wir uns gemütlich einen Tee machen, fragen uns zuerst noch warum der Kocher nicht angeht und bemerken dann die Wasserpfütze darunter. Aha, gleich doppelt hinüber! Ich also gleich heute früh wieder zur Empfangsdame getrappelt und den Wasserkocher abgegeben, "I'll get you a new one". Hmm. Vorhin den neuen Kocher begutachtet - haben die uns doch tatsächlich wieder den alten hingestellt! Für wie bescheuert kann man zwei deutsche Frauen eigentlich halten!?
Unser Telefon geht nicht, für unsren Safe fehlt der Schlüssel, die Wasserhähne tropfen vor sich hin, die Schreibtischlampe hat den Geist aufgegeben... sowas nennt sich dann wohl 4 Sterne in australischer Einheit :)




Leaving memories behind...

"Don't cry because it's over -
smile because it happened."


Meine Zeit in Neuseeland ist nun also endgültig vorbei. Der Tag ist gekommen an dem ich zum letzten Mal durch Christchurch's Straßen schlendere; hinaus aus meiner Wohnung auf die Lichfield Street, an der Colombo Street entlang bis zum Cathedral Square, weiter über den Avon River am Arts Centre vorbei bis zum Botanischen Garten, und all die Leute beobachte...


Vorbei meine Arbeit bei Avenues, meine Lunches in der New Regent Street gleich ums Eck, mein Leben im Livingspace (was für ein Glück..), meine spannenden Wochenendreisen und Abenteuer, meine Parties mit internationalen Freunden und meine Nachmittagskaffees plus Kalorienbomben mit sweet Luciana.
Vorbei mein Praktikum am anderen Ende der Welt und damit die bisher wohl spannendste, interessanteste, erfahrungsreichste und einfach GEILSTE Zeit meines jungen Lebens.
Keine Sekunde habe ich meine Entscheidung Deutschland für ein halbes Jahr den Rücken zu kehren je bereut und so oft merke ich wie ich an all den neuen Erfahrungen gewachsen und gereift bin. Zurückblickend bin ich sovielen Menschen einfach nur grenzenlos dankbar für das was sie mir ermöglicht haben. Allen voran meiner Chefin die mir als "German Intern" zu meinem Traumpraktikum verhalf und mir soviele Möglichkeiten zur Entfaltung gab.


Die letzten Tage vergingen wie im Flug, kaum eine Minute blieb frei um das Ende zu realisieren und mich gedanklich darauf einzustellen. Drum fühlt sich mein Abschied aus NZ wohl auch vielmehr wie ein "Holiday in Germany" als ein "Farewell to Germany" an... Mein Terminkalender war die letzte Woche randvoll: letztes Treffen mit meiner Ex-Hostfamily, letzter Arbeitstag im Verlag, Farewell Kiwi Barbecue mit der kompletten Avenues-Mannschaft, Farewell Party mit meinen besten Freunden, ein letztes Mal den Sand und das Meer vom Sumner Beach unter meinen Füßen spüren, die Rosen im Botanischen Garten bewundern... und natürlich PACKEN!
Auja, ein Kapitel für sich oder vielmehr eine "never ending story".
Obwohl ich schon 1x18kg und ein weiteres Mal 11kg per Post nach Deutschland vorgeschickt habe hat die Waage beim Check-In in Christchurch doch tatsächlich noch immer 29kg angezeigt!! (Rucksack + Koffer) Und Mama hatte auch noch ca. 5kg von mir eingepackt! Ha, unglaublich wieviel Tanja in 6 Monaten shoppen kann! Nun müssen wir uns was Schlaues einfallen lassen um alles bis D durchzubringen... Christchurch hat keine Anstalten gemacht (darf man auch 32kg nach Australien mitnehmen) aber wir dürfen ja nach unseren 5-tägigen Stopovers in Sydney und Singapur noch 2x einchecken! Aaaah!
Nun liegen aber erstmal 5 hoffentlich traumhafte Tage in der angeblich "schönsten Stadt der Welt" vor uns zwei Mädels...


Meine Gedanken schwirren noch immer um mein neuseeländisches Leben und meine dortigen Freunde aber irgendwann lässt der Abschiedsschmerz hoffentlich nach. Und es ist ja nicht so als ob ich mich kein bisschen auf Deutschland, Denny, meine Familie und mein "neues altes Leben" freuen würde...


Am emotionalsten in den letzten Tagen war sicherlich das eigens für mich von meiner Chefin bei sich daheim veranstaltete Kiwi Barbecue. Jeder Avenues-Mitarbeiter war anwesend und wir hatten bis tief in die Nacht einen unglaublichen Spaß. Zuerst sind wir mit dem Boot im angrenzenden "Fluss" zu fünft steckengeblieben, dann gab es nach der Aufregung ein super leckeres Barbecue mit echtem Pavlova Dessert (eine Art Baisertorte), meine Chefin hat eine herzzerreißende Abschiedsrede gehalten die ich dann genauso gefühlsgeladen erwidert habe und zum krönenden Abschluss musste ich mein Versprechen vom 1.Arbeitstag halten und "Schnappi" auf dem Tisch (!!) zum Besten geben :D Äääähmja. Wie gut dass zuvor schon genug Wein geflossen war um mir diese Überwindung etwas zu erleichtern... Den "zu dunklen Fotos wegen" musste ich mich sogar noch ein zweites Mal blamieren und zur Gitarrenbegleitung meines Chefs die Geschichte vom kleinen Krokodil herzhaft interpretieren. Ein Graus.
Danach klang der laue Sommerabend allerdings gemütlich mit Lagerfeuerromantik zu Gitarrensongs wie "Streets of London" -bei denen jeder mitsang!- aus. Eine unvergessliche Erinnerung.